Von den „Unsterblichen“

Der Tod von Udo Jürgens gestern war wahrscheinlich für viele ein Anlass, sich über die eigene und die Vergänglichkeit anderer Gedanken zu machen. Mir ging und geht es ähnlich. Obwohl ich ihn (natürlich) nicht kannte, hatte ich doch eine Verbindung zu ihm – vor allem durch meine Mutter, die schon sehr lange ein großer Fan von ihm war. Einmal habe ich ihn auch live erleben dürfen: Silvester 2011 in Berlin am Brandenburger Tor. Aber darum soll es hier nur am Rande gehen.

Der Tod mancher Menschen ist unvorstellbar. Sie sind quasi „unsterblich“. Dies äußert sich zum einen darin, dass man sich zu ihren Lebzeiten niemals vorstellen könnte, dass sie einmal nicht mehr da sein könnten. Ihr Tod kommt unerwartet und man kann es nicht glauben. Ebenso sind sie nach ihrem Tod noch so präsent in den Gedanken, dass man sich selbst daran erinnern muss, dass sie nicht mehr da sind.

Dies musste ich vor zwei Jahren feststellen, als mein Onkel, quietschfidel und mitten im Leben, plötzlich und unerwartet aus dem Leben schied. Er war einer dieser „unsterblichen“ Menschen. Und trotzdem war er auf einmal nicht mehr da. Er wurde zu Grabe getragen, aber trotzdem konnte ich nicht glauben, dass er tatsächlich nicht mehr da sein sollte. Und auch jetzt, beim Besuch meiner Tante, erwartet man doch immer noch, dass er gleich zur Türe hinein kommt. Seine Präsenz ist immer noch spürbar, so als wäre er in einem anderen Raum, aber nicht vollkommen weg.

Vielleicht liegt es auch daran, dass man nicht täglich mit diesem Weggang konfrontiert ist. Dass man immer noch wegschieben kann, dass die Person tatsächlich nie mehr wieder kommt. Eine vertraute Person, die aber räumlich nie so nah war, dass man den Verlust täglich spüren muss. Etwas anderes ist es natürlich, wenn man der Person auch physisch so nah ist, dass man den Wegfall nicht leugnen kann. Dann ist es umso schlimmer, diesen „unsterblichen“ Menschen nicht mehr bei sich zu haben.

Ein anderer Aspekt ist, dass man sich nicht auf den Tod vorbereiten kann. So wie mein Onkel starb auch Udo Jürgens plötzlich und aus dem Nichts. Es gab keine Zeit, sich auf den Tod vorzubereiten, die Abwesenheit zu erwarten und sich diese vorzustellen. Sie standen beide mitten im Leben, waren zwar nicht mehr am Anfang ihres Daseins, aber trotzdem noch so fit und physisch sowie psychisch gesund. Niemand rechnete mit ihrem Weggang, was natürlich zum Bild der „Unsterblichen“ passt.

Und so sehr man sich nach einem solchen Tod sehnt, so sehr man sich auch jedem einen solchen – schmerzfreien, kurzen – Abgang wünscht, so schwer ist es, diesen dann zu akzeptieren. Was uns daran erinnern sollte, und jetzt wird es pathetisch, jeden Tag zu genießen und den uns wichtigen Menschen um uns herum unsere Wertschätzung zu zeigen.

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