Schatz – ein Plädoyer für mehr Kreativität bei Kosenamen

Ein kleines aber feines Thema beschäftigt mich seit einer ganzen Weile, um nicht zu sagen seit bestimmt schon ein paar Jahren: der inflationäre Gebrauch des Wortes „Schatz“ als Kosenamen für den/die Liebste/n. Scheinbar scheint dieser Name in 80% der Partnerschaften gängig zu sein. Es drängt sich mir immer mehr die Frage auf, wieso eigentlich? Läuft man durch die Stadt, sitzt man in der Bahn, überall tönt es: „Schatz, kannst Du mal?“ „Schatz, kommst Du mal?“ „Schatz tu dies“ „Schatz, lass das“. Der jeweilige Partner scheint keinen anderen Namen zu besitzen, als „Schatz“.

Seltsam eigentlich, bedenkt man, dass wir alle mit mehr oder weniger individuellen Vornamen gesegnet sind. Nun ist es nicht verwunderlich oder schäbig, seine/n Liebste/n mit einem Kosenamen auszustatten. Nur: wieso dieser Einheitsbrei? Sollte sich ein solcher Kosename nicht entwickeln, individuell zu der jeweiligen Person passen? Ich jedenfalls möchte nicht pauschal von jedem meiner Freunde als „Schatz“ bezeichnet werden. Vielmehr, denke ich an vergangene Partnerschaften zurück, wurde ich jedes Mal anders betitelt und hatte auch nicht nur einen Kosenamen, sondern durchaus mehrere. Worin liegt der Reiz, jeden seiner Partner als „Schatz“ bezeichnet zu haben à la „Früher war der da mein Schatz und nun ist es der“?

Ein weiteres Phänomen, was mich selbst ganz sicher über kurz oder lang auf die Palme bringen würde, ist das vollständige Ersetzen des Namens mit „Schatz“. So wird es in allen Situationen verwendet, sei es, um die Person zu rufen, um ihr etwas aufzutragen oder sie mit Vorwürfen zu überschütten. Die Pauschalität der Anwendung entwertet den Namen doch eher, als ihn im Besonderen zu belassen. Durch das Ersetzen rückt die (eigentlich ja durchaus wunderbare) Bedeutung des Namens in den Hintergrund und wird ersetzt durch den (eher weniger wunderbaren) harschen Klang des Wortes. Mittlerweile empfinde ich die Nutzung des Wortes eher als Bedrohung als als Liebkosung.

Und daher: Eurer Phantasie sind keine Grenzen gesetzt, wieso sich also auf dieses eine Wort (im Grunde doch recht hässliche Wort) „Schatz“ beschränken und nicht warten, welche im besten Fall besser passenden Kosenamen sich im Laufe der Beziehung ergeben?

Zum Schluss zitiere ich mich noch (ganz uneigenverliebt) selbst:

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