Irgendwann geht die Festivalsaison auch mal zu Ende. Dieses Jahr waren es immerhin drei (obwohl eigentlich vier geplant waren) und Rock am See war durchaus ein würdiger Abschluss.
Wenn schon mal ein Festival quasi direkt vor der Haustür stattfindet, dann muss man das ja eigentlich nutzen. Dachte nicht nur ich mir, sondern auch eine gute Freundin aus meinem Heimatort, die prompt vorschlug gemeinsam dort hin zu gehen und dann bei mir zu übernachten. Dementsprechend früh kaufte ich die Tickets, natürlich als Hardcover in Bodensee-Form. Wenn schon, denn schon. Der Ticketpreis war relativ hoch und ich musste kurz schlucken, bevor ich dem Ticketverkäufer meine EC-Karte reichte, aber da war es schon beschlossene Sache.
Meine Erwartungen waren ehrlich gesagt nicht sehr hoch. Ich war schon in den vorherigen Jahren zwei mal da gewesen, die Organisation war jedes Mal nicht wirklich toll, zu wenig Essenstände, lange Wartezeiten und geregnet hatte es beim letztem Mal auch. Meine Erinnerungen waren also nicht gerade rosig. Außerdem hatte ich von den Headlinern, Kings of Leon, nicht das beste gehört was die Liveperformance angeht, daher war ich gespannt auf das, was da kommen sollte.
Am Tag selbst – ein Freitag, was etwas merkwürdig war – war dann wunderbares Festivalwetter. Die Sonne schien, ab und an ein paar Wolken, damit man nicht ganz verbrannte, aber so dass man auch nicht fror. Abends, beziehungsweise nach Sonnenuntergang war es dann etwas frisch, aber wir hatten genug dabei um uns warm zu halten.
Es fing mit Schmutzki an, eine quasi lokale Band, weil die Mitglieder alle aus der Nähe von Konstanz kommen. Daher freuten diese sich, in der Heimat auftreten zu können, was man ihnen auch angemerkt hat.
Danach ging es weiter mit Tito&Tarantula, die für die Skinny Lister eingesprungen waren, welche es auf Grund von Visumsproblemen nicht nach Deutschland schafften. Im Gegensatz zu Tito&Tarantula, die eh schon in Konstanz waren, weil sie am Abend davor im Kula gespielt hatten. Ich hatte sie vorher noch nie gesehen und war sehr entzückt von ihrer durchaus attraktiven und musikalisch sehr ausgereiften Band mit verschiedensten Instrumente und Arrangements.
Als nächsten kamen Itchy Poopzkid auf die Bühne, die ja ebenfalls aus der Gegend kommen, beziehungsweise zumindest auch aus Baden Württemberg. Die Band hatte richtig Spaß, machte Party und riss die Menge mit. Eine sehr sympathische Gruppe mit straightem Punkrock, der mitreißt.
Frank Turner & The Sleeping Souls waren danach an der Reihe. Ihn hatte ich auch noch nie live gesehen und war auch sehr begeistert. Tolle Stimme, tolle Performance und eine Persönlichkeit, die die Menge super unterhalten kann. Ein Song wurde sogar auf Deutsch gesungen. Die Mischung aus Folk und Rock hat mir sehr gut gefallen.
Nun ging es weiter mit Mando Diao, die ich schon einmal live gesehen hatte, allerdings bei Rock am Ring 2007, also schon ein Weilchen her. Damals kannte ich ihr aktuelles Album, die letzten sagten mir nicht mehr so zu. Live wurde sehr viel von den Stücken gespielt, die ich auch noch kannte, was mich sehr verwunderte. Ein paar neuere wurden auch vorgetragen, aber der Sound hat sich sehr verändert und dieser gefällt mir tatsächlich nicht mehr so. Meine Freundin meinte auch, dass es sehr 80er-Synthesizer-mäßig sei und ich muss ihr da zustimmen. Komischer Sound. Außerdem musste sich Björn wohl erst an seine neu gewonnene Rolle (zum Hintergrund und Weggang von Gustav am besten hier nachlesen) als Entertainer gewöhnen, was zu sehr merkwürdigen Situationen führte, in denen man meinte, dass er selbst noch nicht genau weiß, wie er mit dem Publikum umgehen möchte. Björn hat nichtsdestrotrotz eine tolle Stimme, die leider nur bei den neuen Songs nicht wirklich raus kommt.
Danach die vorletzte Band: die Broilers. Ja, was soll ich dazu sagen. Solide, aber nicht meins, so könnte man das am besten formulieren.
Zum Abschluss dann Kings of Leon bei ihrem einzigen Europakonzert dieses Jahr. Damit wurde kräftig geworben und, meinem Eindruck nach, kamen viele auch vor allem wegen dieser Band. Das merkte man schon daran, dass bei den ersten Akkorden schon Fans frenetisch kreischten, bei denen ich noch nicht einmal erkannte, um welches Lied es sich nun handeln sollte. Wie schon oben erwähnt erwartete ich nicht all zu viel. Jedoch wurde ich dann komplett überrascht und weggeblasen.
Diese Band versteht einfach, wie man Musik macht. Der Sound war der Hammer, die Performance fehlerfrei und grandios und doch schafften sie es, die Spannung das ganze Konzert über zu halten. Manchmal, vor allem wenn es zu perfekt ist, neige ich dazu, schnell gelangweilt zu sein – so ging es mir beispielsweise bei Placebo beim diesjährigen Southside. Nicht aber hier. Obwohl keine große Interaktion mit dem Publikum stattfand war ich wie gebannt und die Zeit verflog enorm schnell.
Zusätzlich zur musikalischen Unterhaltung kam noch eine super tolle Lichtshow. Die Leinwand wurde nicht nur von Scheinwerfern bunt bestrahlt, sondern es wurden zusätzlich LEDs eingesetzt, die nochmal eine weitere Effektdimension hinzufügten. Dazu tolle Animationen oder Bilder der Band, die einfach Stimmung machten. Diese Kombination von Licht und Musik faszinierte mich total und zog mich sehr in ihren Bann – und das von jemandem, der eigentlich auf schräge Aktionen mit dem Publikum und kindische Unterhaltungen auf der Bühne steht (ich bin halt Ärzte-Fan).
Daher war ich sehr überrascht und geplättet vom Auftritt. Dazu kam, dass ich zumindest das Gefühl hatte, dass die Organisation dieses Jahr um Längen besser war als die letzten Jahre. Wir konnten quasi sofort Essen erwerben, auf Toilette gehen und der Transport lief auch gut organisiert ab. Ob das nun nur subjektiv so war, dem nicht ausverkauften Festival zu verdanken ist, dem schönen Wetter geschuldet oder tatsächlich objektiv so gesagt werden kann, das weiß ich natürlich nicht. Aber mein Gesamteindruck war sehr gut und ich werde wohl auch nächstes Jahr wieder dabei sein.